Von am 26. März 2014

Pressestimmen

Die „Basler Nachrichten“ schreiben zur Bombardierung Schaffhausens redaktionell u, a.: „Nicht unwidersprochen darf das Communiqué bleiben, das vom Hauptquartier der amerikanischen Luftwaffe in Europa herausgegeben worden ist und das lautet: „Infolge der durch die Wetterverhältnisse verursachten schlechten Sicht wurden irrtümlich Bomben auf schweizerisches Territorium abgeworfen.“ Alle Berichte sind darüber einig, daß das Bombardement beim klarsten Himmel erfolgte. Dem schlechten Wetter schuldzugeben ist daher ein Argument, das in der Schweiz die Empörung verstärken, nicht mildern wird.
Es ist durchaus möglich, daß sich infolge von schweren Verlusten die Qualität des Personals der amerikanischen Luftwaffe stark verschlechtert hat und diese ungenügend über die geographischen Verhältnisse Europas ausgebildet wird. Ein Argument der Entschuldigung kann das für uns nicht sein. Wir müssen vielmehr mit allem Nachdruck verlangen, daß die amerikanische Luftwaffe in Europa genügend geschult sei, sei es in bezug auf die territorialen Verhältnisse, sei es mit Bezug auf das, was Respektierung der Neutralität und Integrität eines andern Landes heißt.
Jede Verletzung unseres Luftraumes und unseres Territoriums hat bis jetzt Entschuldigungen und Zusagen auf die Zukunft gebracht. Unsere Skepsis diesen Versprechungen gegenüber wird man als verständlich und gerecht bezeichnen müssen. Sie muß in erster Linie darin ihren Niederschlag finden, daß wir wachsam, alarmbereit und mit allen Mitteln abwehrbereit sind.“
Die „Nationalzeitung“ gibt eingangs der tiefen Empörung des Schweizervolkes über den schweren Luftangriff aus die Rheinstadt Ausdruck und schreibt dann u. a.: „Der Angriffsentschluß scheint sehr leichtfertig gefaßt worden zu. sein. Da erhebt sich die Frage, ob die militärische Leitung der Operationen hinreichend instruierte Flieger auf solche Bombardierungsreisen schickt. Darin liegt ihre Verantwortung, und diese Verantwortung ruht zugleich aus den kriegführenden Regierungen, die sich verpflichtet haben, die Neutralität der Schweiz unbedingt zu respektieren
Unsere Neutralität kennt weder Freund noch Feind unter den Kriegführenden; sie erfordert gleichen Respekt von allen. Die Schwere der Uebergriffe wird nicht an Hoheitszeichen dieser oder jener Macht gemessen. Aber die Alliierten haben sich grundsätzlich immer wieder feierlich zu Völkerrechtsmaximen bekannt, zu denen der schwere Völkerrechtsbruch der Bombardierung von Städten in einem neutral anerkannten Staat im krassen Widerspruch steht. Angesichts der Folgen, der Vernichtung unersetzlicher Menschenleben, der Zerstörung einmaliger Kulturgüter und materieller Millionenwerte, sagen wir nicht zuviel, wenn wir diese Neutralitätsverletzung als Kriegsverbrechen bezeichnen. Denn gerade die Alliierten haben mit dem Ausdruck „Kriegsverbrecher“ ein letztes Reduit von Recht auch im großen Unrecht des Krieges angedeutet und damit kundgetan, daß selbst im totalen Kriege nicht alles erlaubt ist, wozu man die Macht hat. Nehmen wir sie also bei diesem Wort!“
04. April 1944
Stimmen aus dem Ausland
Deutsche Kommentare
„Der Bevölkerung von Schaffhausen, die aus heiterem Himmel mit Bomben belegt worden ist, kann man nur das Mitgefühl aller Deutschen zum Aus-druck bringen“ — mit diesem in warmem Ton gehaltenen Satz hat der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Gesandter Dr Paul Schmidt, seine Bemerkungen zum Bombardement eingeleitet. „Nun habt ihr Schweizer die Amerikaner und ihre Methoden selbst in der bittersten Weise kennen gelernt“. Der Gesandte sprach von „jenen Schweizerzeitungen, die immer so gerne bereit waren, den Meldungen über die Treffsicherheit der amerikanischen Zielgeräte einen so breiten Raum zu geben“. Nun hätten die Redaktoren ein Beispiel dieser Genauigkeit am Falle von Schaffhausen erlebt. Es sei wichtig, so erklärte der Sprecher weiter, daß es nun einmal in einem neutxralen Sande dokumentiert Horden sei, denn es habe sich gerade am Beispiel Von Schaffhausen gezeigt, daß es den USA. -Bombern nur darauf ankomme, „das zu Zerstörern, was ihnen für ihre Zerstörungsabsicht als wichtig erscheint“. Daß dazu vor allem auch zivile Objekte und Städte gehlen, das habe Schaffhausen bewiesen. Man dürfe wohl annehmen, daß dieses Beispiel in der Schweiz gen Sinn für die Glaubwürdigkeit deutscher Meldungen. über die Prinzipien der amerikanischen Bombardierungen erhöhen werde.
Auch der Militärsprecher hat sich zu Schaffhausen geäußert und erklärt: „Uns interessiert daran nur, daß der Angriff vor aller Welt darlegt, wie wenig die alliierte Behauptung stimmt, wonach nur industrielle Ziele angegriffen würden. Was aber die Treffsicherheit der amerikanischen Bomber angeht, so ist sie nicht einmal so gut, daß sie Landesgrenzen auseinanderhalten kann.
Lebhaftes Bedauern des amerikanischen Volkes
In der gesamten amerikanischen Presse kommt das lebhafteste Bedauern des ganzen amerikanischen Volkes über die irrtümliche Bombardierung Schaffhausens zum Ausdruck. Die Blätter weisen auf den schweren Schaden hin und verhehlen selbst in ihren Ueberschriften die bedauerliche Tatsache nicht, daß das Fehlbombardement zahlreichen Schweizern das Leben gekostet hat. Die Schlagzeile der „Daily News“ lautet „Amerikanische Flieger beschädigen aus Irrtum eine schweizerische Stadt“. Die „Times“ überschreibt ihren Bericht mit der Schlagzeile „Amerikanische Bomber töten Schweizer, da sich die Piloten im Ziele irren“. Die „Herald Tribune“ bringt die Ueberschrift „Amerikanische Bomber treffen aus Versehen eine schweizerische Stadt“.
In allen Kreisen des amerikanischen Volkes wird die Bombardierung Schaffhausens als tragisches, beklagenswertes Ereignis bezeichnet, und überall wird versichert, die Vereinigten Staaten würden alles in ihrer Macht liegende tun, um den Fehler — soweit möglich — wieder gutzumachen.
Unter der Ueberschrift „Ein tragischer Fehler“ kommentiert die „New York Times“ die Bombardierung Schaffhausens durch amerikanische Flieger und schreibt: „Die Reaktion der Schweizer selber ist charakteristisch. Nur ein bewundernswert selbstdiszipliniertes Volk konnte ohne Zorn über eine so unnötige Kalamität trauern. Wir zweifeln nicht, daß sich unsere Regierung beeilen wird, ihr Beileid und Bedauern auszusprechen, das der ganzen schweizerischen Nation gilt und für allen angerichteten Schaden und alles Unheil die volle Verantwortung zu übernehmen. Gleichzeitig wird sie wohl die Versicherung abgeben, daß alle erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden, um eine Wiederholung eines derart tragischen Irrtums zu verhüten.“


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