Von am 28. März 2014

Der Eindruck im Bundeshaus

Die Bombardierung Schaffhausens ist im Bundeshaus sozusagen wie von einem Seismographen registriert worden. Die am Samstag sofort einsetzende telephonische Berichterstattung ermöglichte es, die Mitglieder des Bundesrates unverzüglich über die Katastrophe zu orientieren und fortwährend auf dem Laufenden zu halten. Durch Präsidialentscheid beauftragte der Bundesrat nach dem ersten Ueberblick über die katastrophale Auswirkung den Chef des Eidg. Militärdepartements, sich nach Schasshansen zu begeben und die erforderlichen Hilfsmaßnahmen zu ergreifen bezw. in Aussicht zu stellen. Die eidgenössischen Zivilbehörden haben sich auch sofort mit der Armeeleitung in Verbindung gesetzt, von der der militärische Einsatz zugesichert und angeordnet worden ist. Die von General Guifan am Sonntag durchgeführte Besichtigung der Unglücksstätten erfolgte ebenfalls im Einvernehmen mit dem Bundesrat.
Bundesrat Kobelt hat nach seiner Rückkehr aus Schaffhausen die übrigen Mitglieder der Landesregierung mündlich eingehend informiert. Vor allem wurde über die Ursachen, den Umfang und die Abhilfsmaßnahmen Klarheit geschaffen. Die Nachricht von der Bombardierung der alten Stadt Schaffhaufen hatte sich übrigens wie ein Lauffeuer durch die ganze Schweiz verbreitet, wobei es auffiel, daß der Schweizer Funkspruch nur in den offiziellen Angaben, nicht aber auch zwischen den Emissionen die in höchste Spannung versetzte übrige Bevölkerung des Landes orientierte.

Der Delegierte des Bundesrates bestätigte vor allem den schon durch Augenzeugen gewonnenen und festgehaltenen Eindruck, daß die kantonalen und städtischen Behörden sofort nach den Bombeneinschlägen mit größter Umsichtigkeit und Tatkraft die Rettungsaktion organisiert haben. Sie mußte, wie bereits mitgeteilt wurde, unter erschwerten Umständen durchgeführt werden, weil telephonische Verbindungen unterbrochen waren und vor der Bombardierung die Alarmierung durch die Sirenen nicht erfolgte, was sich durch die besondern Verhältnisse in diesem Nordzipfel unseres Landes ergeben hat. Aber auch die Haltung der Zivilbevölkerung ist über alles Lob erhaben, und es erfüllt den Bundesrat mit größter Genugtuung, daß bei der ersten (und hoffentlich letzten) derartigen Katastrophe der heimgesuchte Teil unseres Volkes die Bewährungsprobe bestanden und mit einer bewundernswerten Kaltblütigkeit sofort eingegriffen hat.

Im Bundeshaus sind ferner die von den benachbarten Kantonen angebotene Hilfe sowie die Teilnahmekundgebungen zahlreicher Kantonsregierungen mit Befriedigung vermerkt worden. Die korrekte Haltung der diplomatischen Vertretung der USA. wird besonders hervorgehoben.
In der schon am Samstagnachmittag erfolgten Kundgebung des Bedauerns hat der Gesandte der Vereinigten Staaten, Minister Harrison, dem Chef des Politischen Departements die Bereitschaft zur Wiedergutmachung der Schäden in Aussicht gestellt. Es kann aber unsern Behörden von keiner ausländischen Macht verübelt werden, wenn sie sich nicht mehr mit bloßen Zusicherungen begnügen wollen, sondern nun eine klare und bestimmte Sicherung der Neutralität und eine undbedingte Garantie für die Vermeidung aller Rechtsverletzungen durch fremde Flieger verlangen müssen. In dieser Beziehung hat der Bundesrat die nötigen Vorkehrungen eingeleitet.

An die Familien der auf so tragische Weise ums Leben gekommenen Opfer der Bombardierung richtet der Bundesrat den Ausdruck des Mitempfindens und der Hilfsbereitschaft. Es ist für ihn, wie für Schaffhausen und die ganze übrige Schweiz, ein äußerst schmerzliches Empfinden, daß rund 100 Personen entweder getötet oder mehr oder weniger schwer verletzt worden sind.
Neben den Schäden, die wieder ausgebessert oder ersetzt werden können, ist aber, wie gemeldet, auch die Zerstörung unersetzlicher Kunft- und Sachwerte zu beklagen. Daß bei den Fabrikbränden auch Vorräte an Waren, deren Einfuhr nicht mehr möglich ist, wie Wolle, Textilien usw., verloren gingen, trifft uns alle.

In der am Montagvormittag auf 10.00 Uhr angesetzten Extrasitzung des Bundesrates referierte Bundespräsident Dr. Stampfli und Bundesrat Dr. Kobelt kurz über die Sachlage. Der Bundesrat hat an den Regierungsrat des Kantons Schaffhausen ein Beileidstelegramm gerichtet. Er wird einen Kranz niederlegen lassen und sich an der Trauerfeier durch eine Abordnung, bestehend aus den Bundesräten Kobelt und Nobs vertreten lassen. Im weiteren hat der Bundesrat eine Spendevon 200,000 Fr. zur Verfügung gestellt und gleichzeitig die Erklärung abgegeben, daß sofort die Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit für Schaffhausen in Kraft gesetzt werden.

Der schweizerische Protest in Washington

Wie Reuter aus Washington meldet, suchte der schweizerische Gesandte am Samstagabend das Staatsdepartement aus und legte mündlich Protest ein. Die formelle Protestnote ist noch nicht vorbereitet, Sa der Eingang weiterer Informationen aus der Schweiz abgewartet wird. Das Staatsdepartement lehnte jeden Kommentar ab.
Dazu wird aus Bern amtlich mitgeteilt: Der Schweizergesandte in Washington hatte Samstag, den I.April, gegen Abend im amerikanischen Staatsdepartement eine erste Unterredung über die Bombardierung von Schaffhausen. Der Vertreter der amerikanischen Regierung drückte seine tiefe Bestürzung und sein Bedauern aus über die Bombardierung, welche sich nur durch einen Irrtum erklären lasse. Das Staatsdepartement werde sofort eine eingehendste Untersuchung über die Ursache veranlassen.

Beileid und Solidarität

Beim Regierungsrat und Stadtrat von Schaffhausen sind in echt freund-eidgenössischer Weise aus allen Teilen des Landes eine große Anzahl Beileids- und Solidaritätsbezeugungen eingetroffen. Solche Beileidsbotschaften haben die Regierungen fast s ä m t l i ch e r Kantone, eine große Zahl von Stadträten sowie das Fürstentum Liechtenstein und zahlreiche prominente Einzelpersönlichkeiten übermittelt. In allen diesen Kundgebungen kommt die aufrichtige Auteilnahme bei der schweren Katastrophe, die unsere Stadt betroffen hat, und die treue Verbundenheit zum Ausdruck. Von allen Seiten wird freundschaftliche Hilfe angeboten, wobei verschiedentlich auch bereits ansehnliche Geldbeträge in Aussicht gestellt werden. Leider verbieten uns die drängende Zeit und der Raum, alle diese wohltuenden Kundgebungen, für die wir bereits hier unseren herzlichsten Dank aussprechen, einzeln aufzuführen. Eine große Zahl von Kantonen und Städten wird bei der heutigen Trauerfeier durch persönliche Delegationen vertreten sein.
Das Telegramm des Regierungsrates von Baselstadt an den Schaffhaufer Stadtrat lautet beispielsweise: „Der Regierungsrat des Kantons Baselstadt ist tief erschüttert von der furchtbaren Bombenkatastrophe, die über die Stadt Schaffhausen hereingebrochen ist, der so zahlreiche Menschenleben und hohe Sachwerte zum Opfer gefallen sind. Er nimmt herzlichen Anteil an dem überaus schweren Leid, von dem die Behörden und die Bevölkerung der Stadt Schaffhausen durch dieses Unglück betroffen worden sind.“ Ferner hat der Basler Regierungsrat an die Regierung von Schaffhausen folgendes Telegramm gerichtet: „Der Regierungsrat des Kantons Baselstadt ist schmerzlich bewegt von dem schweren Unglück, das ein plötzlicher Fliegerangriff über die Stadt Schaffhausen gebracht hat und dem auch ein Mitglied Eurer Behörde, Regierungsrat Dr. Schoch, zum Opfer gefallen ist. Wir sprechen Euch zu dieser Katastrophe wie auch zum tragischen Tod Eures hochgeschätzten Kollegen unser herzliches, freundeidgenössisches Beileid aus.“
Der westschweizerischen Feuerwehrleute
Die westschweizerische Feuerwehrvereinigung sandte an den Kommandanten des Feuerwehrkorps Schaffhausen folgendes Telegramm: „Die in Genf versammelte Vereinigung der Feuerwehrkorps der welschen Schweiz, von dem Unglück, welches Sie heimgesucht hat, schmerzlich berührt, bringt Ihnen ihre Bewunderung für Ihre Opferbereitschaft und Ihre Sympathiegefühle zum Ausdruck.“


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